Mittelstrimmig - Burgus



Eine der bedeutendsten römischen Inschriften des Rheinlandes stammt aus Mittelstrimmig.
Die Inschrift auf einem Kalksteinblock und war ursprünglich einem Heiligtum gewidmet. Ein zweiter Text auf der Rückseite weist auf die Errichtung einer römischen Kleinfestung, einem sogennanten burgus hin. Sie ist datiert auf den 23. Mai 270 n. Chr.
Bauinschriften spiegeln den Zustand des römischen Gemeinwesens. Sie berichten von Bautätigkeiten und der Wiederherstellung nach Zerstörungen durch Krieg oder Naturgewalten.
Auch kultische Handlungen sind auf Bauinschriften dokumentiert. Häufig wurden die Bauten den Göttern gewidmet.
Durch Wiederstandsmessungen im Erdreich des Vicus bei Mittelstrimmig ließ sich die inschriftlich belegte Kleinfestung genaustens lokalisieren.
Mächtige Mauern schützten ein 13x18 m großes durch Räume unterteiltes Gebäude mit kleinem Innenhof. Der Festungsbau  war von zwei Gräben umgeben.
Die bis zu 48 m langen Gräben zeigen keine Unterbrechung, der Zugang führte über Brücken.
Bemerkenswert ist der Lage des burgus nicht auf der Höhe, sondern im Hang in unmittelbarer Nähe der Siedlung. Burgi die Vorläufer der mittelalterlichen Burg waren Kleinfestungen. Zur Überwachung und dem Schutz der Bevölkerung wurden kleinere Militäreinheiten stationiert. Die kleinen Militärposten waren größtenteils mit Germanen besetzt, die nicht nur in der Landwirtschaft sondern auch im römischen Heer eine wichtige Rolle übernommen hatten. Zwei Arten von burgi sind zu unterscheiden. Der Grenzbefestigung dienten die einen, während im Hinterland gelegene burgi, wie bei Mittestrimmig, zum Schutz der Straßen und des Handels errichtet wurden. Mit den zahlreichen Kleinfestungen versuchte das römische Reich ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. den Germanenüberfällen wirkungsvoll zu begegnen.
Im frühen 3. Jahrhundert trat erstmals ein germanischer Stammesbund die Allamanen in das Licht der Geschichte. Die Auseinandersetzung mit den Germanen bestimmte bis in das 5. Jahrhundert das Schicksal der römischen Provinz an Rhein und Mosel.
Die Germanen überwanden mühelos befestigte Grenzen und große Flüsse wie Rhein und Donau.
War die Grenze erst einmal durchbrochen, konnten Plünderer ungehindert die Provinzen durchqueren und tief in das römische Reich vorstoßen.
Das zum Schutz vor den Germaneneinfällen entwickelte spätantike Festungsbauprogramm sah kleine Anlagen vor, die mit wenigen Soldaten besser zu verteidigen waren. Massiv wurden die Festungsmauern angelegt, nicht selten 3 Meter dick und 8 bis 10 Meter hoch.
Das Moselmündungsgebiet wurde durch das  massive Kastell Confluentes/Koblenz gesichert. Am Rhein entstand die große Festung Bodobriga/Boppard.
Dem Schutz der Reichsstraßen und der Stadt Trier diente die Festung Noviomagus/Neumagen. Die Festung Neumagen wurde in großer Eile errichtet. Trümmer älterer Gebäude, Denkmalsockel oder Grabreliefs wurden in den Fundamenten verbaut. Die Außenfront der Festungsmauern verstärkten mächtige vorspringende Türme. Der Zugang zu den spätantiken Festungen war besonders gut durch Gräben gesichert und auf ein bis zwei Tore reduziert.
Zusätzlich wurde der gesamte Oberlauf der Mosel zwischen Trier und Koblenz durch eine dichte Folge von kleinen Höhenbefestigungen und burgi gesichert.
Neben den militärischen Anlagen gab es entlang der tief eingeschnittenen Moseltäler  meist auf markanter Spornlage zahlreiche Refugien der ansässigen Bevölkerung. Oft sind diese strategisch vorteilhaft gelegenen Befestigungen  überlagert von mittelalterlichen Burgen.
Der burgus von Mittelstrimmig ist Teil eines römischen Festungsbauwerks im Grenzgebiet zum Schutz der Bevölkerung und Straßen in krisenhaften Zeiten während des 3. und 4. Jahrhunderts n. Chr. Archäologische Ausgrabungen fanden bisher nicht statt, so lässt sich keine Aussage über das Ende des burgus treffen.

[Martin Thoma]